Die »Gallia Pontificia online« (GPO) ist eine digitale Edition von Papsturkunden und Papstregesten. Sie ist Teil des »Göttinger Papsturkundenwerks«, das 1896 von Paul Fridolin Kehr unter der Ägide der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen begründet wurde. Ziel ist die wissenschaftliche Erschließung aller Papsturkunden bis zum Pontifikatsantritt Innocenz’ III. im Jahr 1198.
Im Rahmen des Projekts nimmt die »Gallia Pontificia«, die die Kurialkontakte der französischen Kirchen bearbeitet, eine Sonderrolle ein, da sie 1981 von der Akademie der Wissenschaften in Göttingen an das Deutsche Historische Institut Paris (DHIP) delegiert wurde. 1991 schloss das DHIP eine Vereinbarung mit der École nationale des chartes (Paris), die die gemeinsame Bearbeitung der »Gallia Pontificia« vorsieht. Die Max Weber Stiftung zählt die »Gallia Pontificia« zu ihren »Leuchtturmprojekten«, die nachhaltig gesichert werden sollen (MWS 2030. Die Strategie der Max Weber Stiftung, S. 5, Abschnitt 2).
Für Frankreich umfasst das »Göttinger Papsturkundenwerk« zwei Reihen: die Edition der »Papsturkunden in Frankreich« und das Regestenwerk, die »Gallia Pontificia«. Bislang wurden 16 Bände der »Papsturkunden in Frankreich« veröffentlicht. Sie erfassen ganz Frankreich bis auf Teile der Diözese Paris. Im Rahmen des Regestenwerks erschienen vier Bände zur Erzdiözese Besançon und zur Kirchenprovinz Vienne (mit Ausnahme des Suffraganbistums Genf).
Um die Sichtbarkeit des Projekts zu erhöhen und die Arbeitsergebnisse der Forschung schneller zugänglich zu machen, entschloss sich das DHIP, das Projekt neuen Standards digitalen Arbeitens anzupassen. Die Veröffentlichung in Buchform wird nicht aufgegeben, aber künftig können die Editionen und Regesten auch im Editionsportal qed.perspectivia.net erscheinen. Der freie und nachhaltige Zugang zu diesem wichtigen Quellencorpus ist somit gewährleistet.
Erstmals zur Diskussion gestellt wurde die Einrichtung einer digitalen Plattform für die Papsturkunden auf der 2011 am DHIP veranstalteten Tagung »L’apport des technologies numériques à la diplomatique médiévale« (Francia 40 [2013], S. 265–273). Für die Umsetzung des Projekts richtete das DHIP eine Doktorandenstelle ein, die zunächst Robert Friedrich (2018–2020) innehatte. Auf ihn folgte 2021 Sebastian Gensicke. Ansprechpartner bei perspectivia.net waren Michael Kaiser, Julian Schulz, Katrin Neumann und Fabian Cremer. Georg Vogeler (Graz) stand dem Projekt seit dessen Anfängen beratend zur Seite. Mit der technischen Umsetzung waren Kathleen Neumann, André Herzog und Sebastian Hofmann von der Verbundzentrale des GBV (VZG) betraut.
Paris, April 2023
Rolf Große