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Erzbischof Hinkmar (845–882) (866) Dezember 6
Papst Nikolaus I. (858–867) Nikolaus I. an
Hinkmar, Erzbischof von Reims: Bestätigt den Erhalt seines Briefes und der durch
Wenilo, Erzbischof von Sens, übersandten Konzilsakten. Wirft ihm seine Verschlagenheit vor, mit der er beliebig als Angeklagter, als Ankläger oder als Richter die Verhandlungen über den dabei abwesenden
Wulfhad und die
Kleriker manipuliert habe, und hält ihm seine Unaufrichtigkeit gegen die päpstlichen Vorgänger
Benedikt (III.) und
Leo (IV.) vor. Wirft ihm vor, das Privileg (Benedikts III.) (oben Nr.
53,
J3 5631) verfälscht zu haben, obwohl ihm bekannt sei:
Nam cum nobis, quos nosti utique prisco ecclesiae Romanae more in regestis exemplaria scriptorum quae a sede dantur apostolica, reservare et quos conicere potuisti, cum tempore decessoris mei darentur, ea etiam praesentialiter intuitos esse, sic mutilatum et depravatum idem institutum mittere non formidaveris, quam depravatum et defraudatum nullam huius experientiam habentibus ad subversionem vim patientium forsitan exhibuisti? […] At ille [sc. Benedictus] divinitus inspiratus tibi rescribens: Si, inquit, ita est, nostroque ut scriptis praesulatui intimasti et gestorum serie demonstrasti – quod tu de textu penitus erasisti – ratas easdem, subaudis diffinitiones, apostolica promulgamus – non in omnibus, ut ipse addidisti – fore auctoritate semperque manere statuimus. Deinde subiunctum est, quod tu longe aliter mutasti scribens, ut inde quaestio nullis aliquando temporibus oriatur. – Zweifelt die Authentizität seines ihm übersandten Schreibens an, da er weder seinen
Boten darin angezeigt noch es durch ein Siegel habe unterfertigen lassen. Er solle innerhalb Jahresfrist darlegen, dass die von
Ebo geweihten Kleriker kanonisch ihrer Weihegrade entsetzt worden seien; trage er bis dahin keine tragfähige Klage dem apostolischen Stuhl gegen sie vor, werde der Papst dafür sorgen, dass sie in ihren Weihegraden verblieben, bis er nachweise, dass sie rechtens restituiert oder von ihm rechtens aus ihren Weihegraden entfernt worden seien, anderenfalls werde der Papst darlegen, dass diese nicht nur unkanonisch abgesetzt, sondern auch ihr Ordinator unzulässigerweise seines Bischofsamtes beraubt worden sei. – Man habe ihm hinterbracht, dass er sein Pallium missbräuchlich gebrauche.
— Epistolam beatitudinis tuae. gpo.pages.regest.editionen
Sirmond, Concilia Galliae III, S. 310–316, Nr. 60;
Mansi, Conc. coll. 15, Sp. 745C–753B, Nr. 12;
Migne, PL 119, Sp. 1101D–1111A, Nr. 1108;
MGH Epp. 6, S. 422–431, Nr. 80.
gpo.pages.regest.regests
JE 2823;
J3 6041;
Böhmer/Herbers, RI I,4,2,2, Nr. 838;
Schieffer, Schriftverkehr, Nr. 41.
gpo.pages.regest.sachkommentar
Siehe
Schrörs, Hinkmar, S. 245–247;
Devisse, Hincmar II, S. 583–585;
Hartmann, Fälschungsverdacht, S. 117–119 mit Hinweis auf die in
Laon, BM, Ms. 407 erhaltene zeitgenössische Marginalglosse:
Portitor falsavit epistolam synodi et ideo Nikolaus ista respondit; vgl.
Stratmann, Briefe, S. 56. In derselben Sache ergingen zur selben Zeit ein Schreiben an die Bischöfe, die sich auf Nikolaus’ Weisung hin zur (3.) Synode in Soissons versammelt hatten, 866 Dezember 6 (
JE 2822;
J3 6040; ed.:
MGH Epp. 6, S. 414–422, Nr. 79), ein Schreiben an König Karl den Kahlen (
JE 2824;
J3 6039) sowie an Wulfhad und die übrigen abgesetzten Kleriker, die durch ein Dekret des apostolischen Stuhls und einen Synodalbeschluss in ihre Weihegrade wiedereingesetzt wurden (
JE 2825;
J3 6042). Zum Vorwurf, das Pallium missbräuchlich benutzt zu haben, zuletzt
Falkenstein, Palliumverleihungen, S. 189–190.